Die Märzbotin – Marteniza

Die Märzbotin – Marteniza

Foto, Pikist

Was ist schon bulgarischer als Schafskäse, Schopskasalat, Urlaub am Schwarzen Meer oder Marteniza. Mar …..Waaaaas ? Ach, du kennst Marteniza nicht?

Na gut, dann erzähle ich dir ein wenig davon.

Jedes Jahr am 1. März begrüßt man in meiner Heimat Bulgarien feierlich den Einzug von Monat März. Ebenso wie der Mond gilt hierzulande auch der März als weiblich. Und wird daher Baba Marta – Großmutter Marta genannt. An diesem Tag sind die Menschen ganz besonders gut aufgelegt und fröhlich, beglückwünschen sich gegenseitig und beschenken sich mit kleinen Gegenständen, die aus rot-weißen Fäden geflochten werden.

Übrigens: Die Marteniza wurde 2017 in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes nominiert und aufgenommen.

Die berühmteste Ausführung siehst du im Beitragsbild. Es ist ein menschliches Paar: Ein Mann und eine Frau.

Dem Brauch nach müssen die Fäden aus Wolle sein, ansonsten sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Es finden sich Quasten, Bommeln, Herzchen, Bänder oder kleine Figuren an denen die rot-weißen Fäden angebracht sind. Wichtig dabei ist die rot-weiße Kombination und dass man es geschenkt bekommen hat. Geschenkte Marteniza gelten als besonders wirksam.

Oh, ich kann mich genau daran erinnern, wie wir uns als Kinder auf diesen Tag gefreut haben. Es war fast so aufregend wie Weihnachten. Wir waren von oben bis unten mit Marteniza geschmückt und trugen sie stolz wie ein General seine Orden. Bis zum heutigen Tag erkennen Bulgaren in allen Teilen der Welt einander daran, dass sie rot-weiße Fäden im März tragen.

Und tatsächlich gehört dieser Brauch zu den beliebtesten Traditionen Bulgariens.

Er verbindet nicht nur die Menschen untereinander, sondern auch die Menschen mit der Natur. Denn sobald man den ersten blühenden Strauch sieht, die erste Schwalbe, oder den ersten Storch – schenkt man seine Marteniza der Natur. Meistens, indem man sie an einen Ast bindet.

Die Teilnehmer meiner Rosenreisen sind immer ganz entzückt wenn sie die rot-weißen, teilweise schon verblichenen Fäden, auf unseren Wanderungen im Tal der Rosen entdecken. Jede einzelne Marteniza zeugt von einem Moment der Verbundenheit zwischen Mensch und dem Großen Wesen der Natur. Es ist ein Moment in dem der Mensch ganz bewußt etwas von sich gibt und die Natur ehrt.

Der Hintergrund dieser schönen Tradition hängt laut Überlieferung damit zusammen, dass man mit diesen rot-weißen Glücksbringern den Monat März gnädig zu stimmen versucht. Dieser kann im Gebiet der Balkanländer, ähnlich dem April in Westeuropa recht launisch werden.

Doch es ist natürlich auch die Vorfreude auf den bevorstehenden Frühling. Der Auftakt zur Geburt des Neuen. In diesem Jahr 2021 wechseln wir sogar in ein Neues Zeitalter: Vom Fischezeitalter ins Wassermannzeitalter.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, doch mir persönlich ist bereits vor einigen Wochen aufgefallen, noch als der dicke Schnee überall lag, dass sich trotz der eisigen Kälte unter unseren Füßen in der Erde bereits das Neue Leben regte. Es war, als würde etwas in Bewegung geraten sein, wie ein Erwachen, eine Aufregung. Wie sie nur geschieht, wenn etwas seinen Lauf nimmt, das nicht mehr aufzuhalten ist. So, als würden die Samen die noch in der Dunkelheit liegen, fühlen dass ihre Zeit nun gekommen ist

Ich wünsche dir vom ganzen Herzen, dass die kommende Zeit deine Samen zum Erblühen bringt und dass der bevorstehende Frühling dich beflügelt und neue Farben in dein Leben bringt. Und den Zauber des Neuen.

Und weil es so gut passt, möchte ich an dieser Stelle einen Ausschnitt aus der letzten längeren Botschaft der Natur einfügen. Manches davon verstehe ich tatsächlich erst im Nachhinein.

Der Winter ist vorbei geliebtes Kind, schau – das Eis bricht entzwei und daraus steigt empor deine neue Blüte.

Heiße sie willkommen, nimm sie an. Sie ist voller Schönheit, Liebe und Güte. Und deine Begleiterin von nun an.

Die Botschaft in ganzer Länge findest du gesprochen hier

 

Martenitsas

Foto, Phil Balchin, Flickr

8 Comments

    1. Vielen Dank für deine lieben Worte. Ich finde auch, dass die Bräuche eines jeden Landes ein großes Potential und Kraft in sich tragen, Menschen miteinander verbinden und das Leben selbst ehren. Wir können so viel von einander lernen und aus der Weisheit und Freude der unterschiedlichen Traditionen schöpfen ♥️

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